Das Königreich der Tiere und Barad-Duran

Die Gerüchte über den Tod dieses Logbuchs sind übertrieben. Es lebt. Es gibt viel zu erzählen, daher mache ich es diesmal bündig.

Der Taifun war kein Problem. Ob dieser spezielle einfach schwächer war als erwartet oder ob Taifune generell, mit ein bisschen richtigem Verhalten und moderner Architektur, nicht so fürchterlich sind, kann ich jetzt nicht sagen. Das Zweitere stimmt aber jedenfalls. Wirbelstürme sind in erster Linie ein architektonisches Problem (das eine meteorologische Ursache hat): Häuser und Infrastruktur gehen kaputt. Ist das gelöst, ist es nur noch eine Frage des richtigen Verhaltens (nicht bei Sturm am Champs Élysées spazieren gehen und so weiter). So ist das auch bei Pandemien, die ein soziales Problem (mit einer biologisches Ursache) sind: Wir infizieren einander in vorherseh- und ebenso vermeidbaren Umständen. Mit der richtigen sozialen Organisation (Arbeits-, Schul- und Freizeitleben, Etikette und Hygiene usw.) wird es nur noch eine Frage des richtigen Verhaltens.

Man nehme sturmbedingte Ausgangssperre, einige zufällig zuhause herumliegenden große Kartons, sowie zwei lebhafte Kinder. Gut schneiden und verkleben (nicht die Kinder…).

Aber ich schweife ab. Ach je, so wird das nichts. … Weiter!

Besuch im “Animal Kingdom”, einer der vielen hier üblichen privaten Zoos. Eintrittspreise nicht ganz so hoch wie Schönbrunn (aber viel höher als der städtische Zoo hier), dafür viele ungewöhnliche Tiere und Perspektiven. ich war noch nie einem Biber, einem Leoparden, einem Bären… Eichhörnchen, bunten Vögel, oder Nachttieren so nah. Das erkauft man sich mit fragwürdiger Haltung. Die Gehege sind eindeutig zu klein und zubetoniert mit Dekoration eigentlich nur für die menschliche Optik. Klar, das wirft die Frage nach der Artgerechtigkeit von Zoos generell auf, aber wir müssen hier weitermachen.

Am Rückweg noch husch in den Ikea daneben eine Topfpflanze gekauft. Zum Glück kam sie mit Beinen.

Nach einem Tag mit Tieren muss es einen Tag mit Fahrzeugen geben, so will es das Gesetz. Aufbruch zum Myoken-Wald, wo es angeblich einen Drahtseilbahn und einen Sessellift sowie einen Waldspielplatz gibt. Und angeblich macht das wegen zu geringer Besucher:innenzahlen nach dieser Saison zu, also schnell. Zu alledem (und vielleicht als Begründung für Letzteres) kommt noch, dass man um zu alledem zu kommen (von Kobe aus) mit 4 verschiedenen Zügen fahren muss. Was gut ist, wenn man versucht, Fahrzeuge pro Tag zu maximieren. Und dort angekommen fragt man sich, ob alles so trist ist, weil es bald zumacht, oder umgekehrt. Der Spielplatz ist mit einem kleinen Holzgerät auf einem sonst großen, brachen Platz ein sonniger Witz; die Liliput-Bahn und das Restaurant schon abgebaut, die meisten Wanderwege geschlossen. Nur oben am Berg grüßt ein zackiges Glasgebäude wie die Canary Wharf-Version von Barad-dûr. Dorthin führt auch der Sessellift, also: hin. Oben überrascht erst ein “Japanischer Buchenurwald”, dahinter ein die Wolken überblickender Friedhof, und darüber eine anscheinend authentische, uralte Tempelstadt wie aus einem Ghibli-Film. Und über allem thront Barad-Duran. Das Ding hat drinnen (man kann ja gut hineinsehen) einen großen Raum um den sich freischwebende Wendeltreppen nach oben ranken. Auf halber Höhe ein blauer Engel geneigt auf die Untenversammelten lächelt. Und nirgends ein Eingang. Frage an die Vorbeigehende, Antwort: Es ist ein privates Versammlungshaus für die Glaubensgemeinschaft. Schnell wieder runter.

Am Rückweg war es unvermeidbar zum größten Feuerwerk der Region zu gehen, denn es lag bei einem der vielen Umstiege direkt am Weg. Und Feuerwerke sind in Japan an Sommerabenden meist an Flüssen, veranstaltet von der Stadtregierung und wirklich eindrucksvoll. Macht so ja auch mehr Sinn eigentlich als sich selbst die Ohren abzufrieren und die Finger abzusprengen. Nur waren wir natürlich nicht die einzigen mit der Idee, aber abertausende Leute die von der Polizei und Sicherheitskräften durch abgesperrte Kanäle (also: sechsspurige Straßen) zum Platz geleitet werden sind nur in Japan entspannt. Sogar die ja sonst eher präpotenten Jugendlichen machen hier Späße, die wirklich im Sinn der Sache sind. Und am Ende haben wir alles es ja doch an ein schönes Plätzchen geschafft und hatten ein echt tolles Erlebnis.

Ich mache hier mal eine Zäsur, Teil II kommt morgen. Oder übermorgen. (Ich fange aber schon mal zu schreiben an, damit es wirklich dabei bleibt.)

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