Verbindung hergestellt

Das erste, das wir bestellten, als wir von unserer Wohnung erfuhren, war ja das Internet, wie es sich gehört. Und wie es sich gehört, wenn man bei der halbstaatlichen Firma bestellt, ist es auch das letzte, das geliefert wird. Aber das auch nur, weil wir den Vertrag bei ebenjener Firma aufkündigten und uns an Papa wandten. Dort … naja, so will ich diese Geschichte nicht erzählen.

Es ist nämlich so, dass die bei SoftBank auch begannen, Probleme zu machen. Weil nämlich hier dieses und da jenes Dokument fehlte, um unsere Identität wirklich zweifelsfrei und lückenlos festzustellen. Es war nämlich nirgends ein technisches oder auch ein finanzielles Problem, es ging immer nur darum, dass man nicht sicher sein konnte, dass wir auch wirklich wir sind. Wir bewegen uns hier auf dem Level wo der Reisepass nicht akzeptiert wird, weil die Adresse nicht drin steht. Und ein separates Dokument mit Name und Adresse nicht, weil dort ja wieder der Name nicht in römischen Schriftzeichen steht. Und so weiter völlig plemplem.

„Vögel sind hier.“ Verdammte Vögel.

Der wahre Grund warum wir jetzt bei SoftBank sind ist, dass wir zufällig bei einem Geschäft vorbeigingen um etwas nachzufragen, und darin sich eine Frau befand, die meinte das sei doch alles völlig plemplem, wo wir ihr zustimmen mussten. Und sie stimmte uns zu, dass wir wir seien und so zeigte sich, dass es auch hier immer darauf ankommt, mit welchen Menschen man zusammenkommt. Das ist grundsätzlich erstmal deshalb überraschend, weil es im Land, wo es für alles ein System gibt, eigentlich nicht darauf ankommen sollte.

Jetzt fällt uns das aber nach einem Monat in Kobe viel stärker auf als nach 60 Monaten in Sapporo. Ob das eben solche Lächerlichkeiten sind wie oben, oder dass man Urlaubstage für Krankheiten verwendet (niemals in Sapporo!), oder dass man irgendwie ständig den Eindruck hat, dass die Leute keinen Platz für andere haben: Man verhakt sich, man steht einander im Weg. Kurzum, als Wiener habe ich den entscheidenden Vorteil, dass mir das anderen-am-Nerv-Gehen auch noch innere Freude bereitet.

Und so stehe ich vor dem Conundrum, wie man mit störrischen Leuten in einem Geschäft umzugehen hat. Denn ja klar, einerseits können diese Leute auch nicht wirklich was für das depperte System und wenn man ihnen seine Verärgerung jetzt auch deutlich zeigt, dann macht es das auch nicht besser – noch nicht einmal für einen selbst, man fühlt sich nachher nur schmutzig. Aber andererseits auch nein, wie man gesehen hat können die Angestellten einer Firma oft sehr wohl etwas dafür, wenn es “leider nicht” geht. Und da fällt es dann echt schwer, selige Ruhe zu üben. Aber was hilft schon? Wie geht ihr mit störrischem Personal um? Bitte um Anekdoten und Ideen!

Am Dienstag war Julis erster Schultag und sie scheint halbwegs glücklich mit Klasse und Lehrerin zu sein. Sie sitzt neben einem netten Mädchen (sagt sie) und die Lehrerin scheint erfahren und kompetent (sagt Ikumi). Juli wurde auch gleich von unserer Nachbarstochter eingeladen, in der Früh doch einfach gemeinsam mit den anderen Kindern die Straße hinunter zur Schule zu gehen.

Am Wochenende beim am Schulgelände ausgerichteten Bezirkssommerfest hatte ich auch die Gelegenheit, das Gebäudeinnere etwas zu besichtigen. Es ist schon ein altes Haus, aber anscheinend sehen in Japan Volksschulen einfach so aus. Vielleicht lernt man hier, die inneren Werte vor den äußerlichen Glanz zu stellen.

Diese Einladung erhielt sie übrigens bei der nachbarschaftlichen Vorstellungsrunde, die wir dieses Wochenende endlich drehten. Und wie in Japan üblich, überreicht man dabei ein kleines Geschenk. Wir entschieden uns für ein Päckchen Reis aus Hokkaido. #Geschenke-die-für-die-Schenkenden-mehr-Sinn-machen-als-für-die-Beschenkten. Die Leute in der Umgebung scheinen soweit ganz in Ordnung zu sein.

Auf gute Verbindungen!

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